Personalauswahl – Was verrät Mannschaftssport über Teamfähigkeit?
Soccer team showing solidarityFußball, Handball, Hockey – Mannschaftssportarten im Lebenslauf sind gern gesehen von Personalern und ein Indikator für Teamfähigkeit. Doch stimmt das wirklich? Besteht zwischen Sportaffinität und Sozialkompetenz ein signifikanter Zusammenhang?
In der Regel gilt Mannschaftssport als klassischer Trumpf in der Bewerbung
Für Recruiter ein Hinweis darauf, dass man teamfähig ist, sich einordnen kann, für eine gemeinsame Sache kämpft. Als aktive Feldhockeyspielerin konnte ich diesen Trumpf bereits in meinen Bewerbungen ziehen und wurde auch in einigen Vorstellungsgesprächen sehr interessiert auf meinen Sport angesprochen. Stets hatte ich das Gefühl, dass die Ausübung eines Teamsports mir einen Pluspunkt gegenüber anderen Mitbewerbern verschaffen konnte. Auch Uwe Kanning, Wirtschaftspsychologe und Professor an der Hochschule Osnabrück sagt: “Im Lebenslauf wird sportliche Aktivität von vielen Arbeitgebern gern gesehen, als Indikator für soziale Kompetenz.“
Ob das jedoch stimmt, hat die Osnabrücker Studentin Julia Kappelhoff näher untersucht. Die Bachelor-Studentin forschte nach den Zusammenhängen zwischen Sport und Sozialkompetenz – und fand praktisch keine. Nach 17 Kriterien stuften die 300 befragten Teilnehmer sich auf einer mehrstufigen Skala selbst ein. Die Kurven zu den Persönlichkeiten der Team-, Individual- und Nichtsportler zeigten derart geringe Unterschiede, dass sie einfach nicht ins Gewicht fielen.
Sport im Lebenslauf nichtssagend?
Kein Ergebnis ist in diesem Fall auch ein Ergebnis: “Bei der sozialen Kompetenz unterscheiden Sportler sich nicht von Menschen, die keinen Sport treiben”, sagt Kanning, der Experte für Personalauswahl. Bewerber voreilig auszusortieren, nur weil im Lebenslauf der Sport fehle, das könne für Unternehmen eine “klare Fehlentscheidung sein”.
Kanning rät zur Vorauswahl nach harten Kriterien wie Studienfach, Noten, Fremdsprachen. Außerdem plädiert er dafür, die traditionelle Bewerbung durch Leistungstests und persönliche Fragebögen zu ersetzen, jeweils möglichst eng bezogen auf die konkrete Stelle. So werden sehr subjektive Einschätzungen der Kandidaten sowie willkürliche Bevorzugungen vermieden.
Dass sportliche Aktivität etwas über den Charakter verrät, hält Kanning jedenfalls für eine nicht belegte Behauptung. Dennoch sollten Bewerber solche Hobbys ruhig nennen: “Nur zu – solange es Eindruck macht, würde ich Mannschaftssport erwähnen. Es kommt ja gut an, und bei der schriftlichen Bewerbung geht es ausschließlich darum, sich gut zu verkaufen. So wird die Schwäche der Personalmanager zur Stärke der Bewerber.”
Sportler haben guten Ruf
Ergänzend zu meinen Beitrag fügt Till Kraemer, der Gründer von Sport-Job.de hinzu: “Sportler haben einfach den Ruf, teamfähig, hilfsbereit und kommunikativ zu sein. Dies belegt die Tatsache, dass auf dem Stellenportal Sport-Job.de immer wieder Unternehmen aus dem Bereich Finanzdienstleistungen und Vertrieb Anzeigen schalten, die eigentlich gar nicht aus dem Sport kommen, sondern nur wegen dieser Eigenschaften Sportwissenschaftler gezielt ansprechen wollen. Daher sollte man diesen Trumpf auf jeden Fall immer ziehen, vorausgesetzt, er trifft auch ehrlich auf die eigene Persönlichkeit zu!”
Was meint ihr?
Sind Mannschaftssportarten ein Pluspunkt in Bewerbungen und konntet ihr euch dadurch einen besonderen Vorteil verschaffen?
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