„Man muss zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein“- Joachim Böhmer (Derbystar) über Wege zum Job im Sport.
Joachim Böhmer ist Geschäftsleiter beim Sportartikelhersteller Derbystar. Im Interview mit Sport-Job erzählt er von seinem ungewöhnlichen Werdegang und den Eigenheiten eines mittelständischen Unternehmens.
Was sind Ihre Tätigkeitsfelder im Unternehmen? Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag bei Ihnen aus?
Böhmer:
Ich bin verantwortlich für die Produktion, Administration, für das Marketing und auch für die Finanzen. Generell bekomme ich am Tag viele E-Mails, die ich bearbeiten muss. Teilweise ist es möglich Dinge weiter zu leiten, aber es ist mir auch wichtig vieles zu lesen und den Überblick zu behalten. Neben vielen Telefonaten gehören auch Besprechungen mit den verschiedenen Abteilungen zum Arbeitsalltag. Ich beschäftige mich mit jedem Bereich, jeden Tag. Mal mit dem einem mehr als mit dem anderen, je nachdem was gerade Priorität hat.
Welchen Karriereweg haben Sie gewählt, welche Weichen haben Sie hin zu Ihrer aktuellen Tätigkeit gestellt?
Böhmer:
Meinen Weg habe ich nicht bewusst gewählt. Auch der Verlauf war eher unüblich. Nach meinem Hauptschulabschluss und anschließender 2-jähriger Handelsschule habe ich eine Ausbildung zum Industriekaufmann absolviert. Da ich sportbegeistert war, bin ich auf Grund einer Anzeige dann irgendwann zur Firma Derbystar gewechselt. Hier habe ich dann eine Zeit lang im Verkauf/Versand gearbeitet. Durch eine Mischung aus Engagement und Glück bin ich nach einiger Zeit Verkaufsleiter geworden. Anschließend Prokurist und mittlerweile bin ich mit einem weiteren Kollegen in der Geschäftsleitung tätig. Das hat sicherlich auch mit Glück zu tun. Man muss zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein. Es wurden zwischenzeitlich Posten frei, von denen man nicht erwartet hätte, dass sie frei werden. Ich denke heutzutage würde es so nicht mehr gehen. Man muss sicherlich eine fundiertere Ausbildung haben und evtl. auch ein Studium. Mein damaliges Ziel, irgendwann mal Abteilungsleiter einer Firma zu sein, habe ich glücklicherweise sogar übertroffen.
Was denken Sie, wie finden sportbegeisterte junge Menschen am besten den Job der zu ihnen passt?
Böhmer:
Schwierig. Ich denke, dass sich gewisse Neigungen sicher schon in der Schule zeigen. Man entwickelt sich in eine Richtung und es stellt sich heraus, woran man am meisten Interesse hat. Ich würde empfehlen, sich unter anderem auch über das Internet zu informieren. Dort gibt es mittlerweile auch umfangreiche Informationen zu entsprechenden Berufen. Darüber hinaus ist es natürlich wichtig auch praktische Erfahrung zu sammeln. Vor allem um zu sehen, wie sich ein bestimmter Beruf dann auch in der Praxis gibt. Hierfür eignet sich sehr gut ein mehrwöchiges Praktikum. Für einen solchen Überblick halte ich auch eine Ausbildung für sehr wichtig. Nach dieser Zeit weiß man recht sicher ob der jeweilige Beruf etwas für einen ist.
Wie viele Menschen arbeiten bei Derbystar?
Böhmer:
Wir beschäftigen derzeit 37 Mitarbeiter in Goch. Die Produktion ist ausgelagert.
Was sind Ihrer Meinung nach die größten Fehler und am weitesten verbreiteten Irrglauben, wenn es um Karriere im Sportbusiness geht?
Böhmer:
Ich denke die Branche ist sehr schnelllebig. Es gibt ständig Neuheiten und man muss dementsprechend auf dem neuesten Stand bleiben. Der größte Irrglaube ist wohl, dass viele denken, die Sportbranche ist easy, locker und alles ist wunderbar. Dies ist aber leider nicht mehr so wie es vielleicht noch vor Jahren war. Es gibt mittlerweile einen sehr umkämpften Markt. Die Konkurrenz ist groß. Es hat sich ein klarer Verdrängungswettbewerb entwickelt, weshalb man sich immer neu aufstellen und neue Wege gehen muss um erfolgreich zu sein. So einfach, wie viele sich das vorstellen ist es nicht. Es ist sicherlich auch eine schöne Branche, da man viel zu tun hat mit Sport, aber viele Vorgänge bleiben gleich, im Vergleich zu Firmen aus anderen Branchen. Eine Firma die Schrauben verkauft, schreibt genauso Rechnungen wie wir.
Welche Kriterien und Eigenschaften halten Sie für besonders wichtig und wertvoll, wenn es um die Personalwahl geht?
Böhmer:
Ich gehe nicht primär nach Schulnoten. Diese sind nur ein kleines Bewertungskriterium. Wichtiger ist mir wie sich die Person im Gespräch gibt. Wenn aus einem Lebenslauf schon ersichtlich ist, dass eine Person schon viele Stationen durchlaufen hat, ist dies häufig ein Indiz dafür, dass es an irgendetwas gehapert hat. Ansonsten sind Eigenschaften wie Ehrlichkeit, Loyalität, Selbstbewusstsein und Sportaffinität immer gut. Wenn man sich im aktuellen Geschehen der Bundesliga, zum Beispiel auch bei den Damen auskennt ist das immer ein Vorteil. In Geschäftsgesprächen ist auch immer ein bisschen Smalltalk-Fähigkeit gefragt.
Was sind Pro- und Contra-Argumente für eine Tätigkeit in einem mittelständischen Unternehmen?
Böhmer:
Ich selbst habe meine Ausbildung in einem großen Unternehmen gemacht. Dadurch kann ich die Unterschiede gut einschätzen. Vorteil in einem großen Unternehmen ist, dass es für jeden Bereich eine eigene Abteilung gibt und jede Abteilung in sich gut strukturiert ist. In einem mittelständischen Unternehmen gehen diese auch schon mal ineinander über. Für eine Person, die beispielsweise im Verkauf tätig ist, fallen auch schon mal Marketingtätigkeiten an, usw. Das Gute für mich ist, dass man im mittelständischen Unternehmen sehr viel von den Abläufen mitbekommt. Ich weiß, was in den verschiedenen Abteilungen passiert. Man unterhält sich generell viel, da man räumlich nicht weit voneinander getrennt ist. Ich denke, dass die Lernkurve der Mitarbeiter hier außerdem steiler ist und der Erfahrungsschatz mit den Aufgaben schnell wächst. Sicherlich muss auch hier jeder seine Aufgaben erfüllen. Das Arbeitsklima ist professionell und doch rückt man etwas näher zusammen als in einem großen Konzern.
Web: www.derbystar.de
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