Erfolgreich selbstständig als Physiotherapeut/in!? Interview mit Jessica Dolansky
Jessica Dolansky ist Inhaberin einer Physiotherapiepraxis in Friedrichsfeld am Niederrhein. Im Interview mit Sport-Job erklärt sie, wie sich ein typischer Arbeitsalltag in der Praxis gestaltet und worauf es ankommt, wenn man den Schritt in die Selbstständigkeit wählt. Berufseinsteiger erfahren außerdem etwas über Anforderungen und Eigenheiten des Berufsfeldes Physiotherapie.
Was sind Ihre Tätigkeitsfelder? Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag bei Ihnen aus?
Jessica Dolansky:
Unsere Tätigkeitsfelder sind die verschiedenen Elemente des breiten Spektrums der Physiotherapie. An erster Stelle steht die Einzelbehandlung- die Krankengymnastik. Ergänzend dazu die klassische Massage, die manuelle Lymphdrainage, die Manuelle Therapie, Sportphysiotherapie, Krankengymnastik nach Schroth bei Skoliose. Zudem werden neurologische Patienten nach Bobath behandelt. Zudem behandeln wir die Patienten –soweit vom Arzt verordnet- auch zu Hause.
Ein weiteres Themenfeld ist der Rehasport. Hier werden in einer Gruppengymnastik Übungen angeleitet. Ebenfalls
in einer Gruppe finden die Präventionskurse statt. Einen typischen Arbeitstag wie es im Büro der Fall sein dürfte gibt es bei uns nicht. Der Tag ist mit den unterschiedlichsten Patienten, mit deren unterschiedlichsten Problemen und Erkrankungen gespickt. Auf jeden einzelnen stelle ich mich persönlich ein.
Welchen Karriereweg haben Sie gewählt, welche Weichen haben Sie hin zu Ihrer aktuellen Tätigkeit gestellt?(Nach dem Schulabschluss)
Jessica Dolansky:
Nach der Schule habe ich die Ausbildung mit dem Staatsexamen abgeschlossen. Danach habe ich erstmal ein Jahr Berufserfahrung gesammelt und meine persönlichen Behandlungsschwerpunkte gefunden. Fortbildungen in der manuellen Lymphdrainage, der manuellen Therapie, einige Fortbildungen im Kursbereich –unter anderem Rehasport- und der Sportphysiotherapie folgten.
Weichen stellen heißt in unserem Beruf seine persönlichen individuellen Behandlungsschwerpunkte zu finden, sich in diesen Bereichen speziell fortzubilden und das Wissen stets zu vertiefen.
Wie entstand/entwickelte sich die Idee zur Selbstständigkeit?
Jessica Dolansky:
Familiäre Vorbelastung! Unter anderem.
Die Idee zur Selbstständigkeit kam mit meinem jetzigen Geschäftspartner- damaligem Kollegen. In der Praxis, in der wir gemeinsam tätig waren stellte sich unsere identische Vorstellung heraus und die Vorstellung zur Umsetzung der eigenen Ideen des Berufes. Und diese Ideen haben wir bei einem ersten allgemeinen Treffen in einem Biergarten via Brainstorming zusammengetragen. Weitere Besprechungen folgten und dann hatten wir unsere gesteckten Ziele in die Realität umgesetzt.
Welche Faktoren sind bei der Existenzgründung besonders wichtig? Woran sollte man denken? Was sind die Voraussetzungen?
Jessica Dolansky:
Da gibt es viele Dinge, die im Vorfeld geklärt werden müssen. Das heißt viele Erkundigungen einholen um allen Vorschriften der verschiedensten Institutionen gerecht zu werden. Gänge zu sämtlichen Behörden und Kontakt zum Berufsverband gehören ebenfalls dazu.
Also alles in einem ist die gründliche Einholung sämtlicher Informationen sehr wichtig. Kontaktaufnahme zu den Ärzten, Kindergärten, Schulen und Seniorenzentren und die allgemeine Bekanntgabe der Entstehung einer neuen Praxis.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist natürlich die Darlehens-/ Kreditfrage. Um eine realistische Aussage über die benötigte Summe machen zu können musste ein Businessplan geschrieben werden. Inhalt unter anderem eine Rentabilitätsvorschau der ersten drei Jahre, mit Erwartungen aller Einnahmen und Ausgaben. Natürlich müssen auch auf privater Ebene einige Sachen geklärt werden, denn mit dem Einstieg in die Selbstständigkeit verändern sich auch das private und das soziale Umfeld. Da ist es auch wichtig, dass die jeweiligen Partner und die Familie wissen was auf sie zukommt. Dass mehr gearbeitet werden muss als im Angestelltenverhältnis ist ja bekannt. Die Wahl des Standorts und die Analyse der Mitbewerber spielt eine wichtige Rolle. Wie finden uns die Patienten? Sind wir für gehbehinderte Menschen zu Fuß gut erreichbar? Sind die öffentlichen Verkehrsmittel in der Nähe? Grenzen wir uns zu den anderen Mitbewerbern ab? Viele Fragen auf die wir uns selber Antworten gegeben haben.
Zu den persönlichen Voraussetzungen zähle ich als erstes den Willen. Die Realisierung der eigenen Ideen. Träume in die Wirklichkeit umsetzen. Das eigene Engagement den Beruf als Berufung für sich anzuerkennen und nicht als ein Muss arbeiten gehen zu müssen. Dass mehr Geld mit der Selbstständigkeit verdient wird, sollte eine untergeordnete Rolle spielen, ist aber sicherlich auch ein Punkt, der zur Selbstständigkeit dazu gehört. Soziale Verantwortung für die Mitarbeiter sollte jeder Chef trotz der steigenden Ausgaben tragen.
Was sind pro und was contra Argumente im Bezug auf die Arbeit als Inhaber(in) einer Physiotherapiepraxis?
Jessica Dolansky:
Fangen wir mal mit dem Pro an:
-Umsetzung eigener Ideen und Vorstellung
-Behandlungen der Patienten mit unterschiedlichsten Problemen à Abwechslungsreiches Themenfeld
-eigene Organisationsmöglichkeiten
-neben der Arbeit am Patienten Kontaktpflege/ Austausch mit Ärzten, Schaffung neuer Kontakte, Wertschätzung des eigenen Könnens
Contra:
Zum Glück wenig. Mehr Arbeit und Bürokratie sind im Vorfeld bekannt. Konfliktbewältigung als oberste Beschwerdestelle ist das ein oder andere Mal nötig.
Welche Eigenschaften benötigt man um als Physiotherapeut erfolgreich zu arbeiten? Worauf achten Sie bei der Einstellung neuer Mitarbeiter?
Jessica Dolansky:
Die Fähigkeit sich auf die unterschiedlichsten Menschen –sowohl sozial, als auch auf das jeweilige Beschwerdebild- einzustellen. Natürlich gehört ein gewisses Maß an Verständnis ebenfalls dazu sowie das nötige Fingerspitzengefühl im Umgang mit Menschen. Das Knowhow muss stimmen um die richtige Therapie für jeden Patienten zu finden und anzuwenden. Bei der Einstellung achten wir auf Persönlichkeit und auf eine natürliche und freundliche Ausstrahlung.
Keine Übertreibungen und eine realistische Einschätzung der eigenen Stärken und Schwächen. Sowohl privat als auch beruflich. Die Ziele der Mitarbeiter und deren Behandlungsschwerpunkte sollten mit unseren Vorstellungen natürlich übereinstimmen.
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